Pennebaker und Kollegen haben für die Analyse der Inhalte und der sprachlichen Muster von Texten eine Software mit integriertem Wörterbuch entwickelt, das sog. „Linguistic Inquiry and Word Count” (LIWC; Pennebaker et al., 2001). LIWC stellt ein computergestütztes Textanalyseprogramm dar, das einzelne Wörter unter Rückgriff auf ein hinterlegtes Wörterbuch einer oder mehreren vordefinierten Sprachkategorien zuordnet, deren Auftretenshäufigkeit zählt und prozentual in Relation zur Textlänge darstellt.
Die englische Version umfasst 72 Wortkategorien mit mehr als 2 300 Wörtern bzw. Wortstämmen. Wörter können gleichzeitig mehreren Kategorien zugeordnet werden. So findet sich beispielsweise für das englische Wort „sad“ ein Eintrag in drei Kategorien: „Affect“, „Negative Emotions“ und „Sadness“. Die teilweise hierarchisch gegliederten LIWC-Kategorien decken ein breites Spektrum an grammatikalisch-linguistischen Variablen (z. B. Artikel, Pronomina) bzw. thematisch-inhaltlichen Bereichen (z. B. positive und negative Emotionen, kognitive Prozesse, soziale Prozesse) ab. Das LIWC-Wörterbuch wurde in mehreren Schritten entwickelt. Ausgangsidee war, Wortgruppen zu identifizieren, die grundlegende emotionale und kognitive Dimensionen der Sprache repräsentieren. Hierfür wurden in einer rationalen Vorgehensweise aus verschiedenen Quellen, wie z. B. Emotionsfragebögen, Wörterbüchern und Thesauren, Wörter gesammelt und den jeweiligen Kategorien des LIWC-Wörterbuchs zugeordnet. Jeder Eintrag wurde von mehreren unabhängigen Beurteilern hinsichtlich der Zugehörigkeit zu einer Kategorie eingeschätzt, wobei sich Prozentübereinstimmungen zwischen den Beurteilern von 93 % bis 100% ergaben (Pennebaker et al., 2001). Mit der Programm-Fassung LIWC 2007 (Pennebaker et al., 2011) liegt auch ein deutschsprachiges Wörterbuch vor. Ergebnisse zur Validität der deutschen LIWC-Version liefern Wolf et al. (2008).
LIWC ist sehr gut geeignet, um anonyme Drohungen oder anonyme Texte zu untersuchen und Rückschlüsse auf Persönlichkeit und psychologische Disposition des Verfassers zu ermöglichen!
Eine aktuelle Einführung in Konzepte und Erhebungsverfahren bietet Pennebaker (2011). Chung & Pennebaker (2011) bzw. Pennebaker & Chung (2008) dokumentieren den Einsatz des Verfahrens, für das mittlerweile u.a. auch arabische und russische Wörterbücher vorliegen, bei der Analyse von Transkripten von Terror-Botschaften und terroristischen Manifesten.
Literatur
Chung, C.K. & Pennebaker, J.W. (2011). Using Computerized Text Analysis to Assess Threatening Communications and Behavior. In: C. Chauvin (Ed.). Threatening Communications and Behavior: Perspectives on the Pursuit of Public Figures (3-32). Washington, D.C.: National Academic Press.
Newman, M.L., Groom, C.J., Handelman, L.D. & Pennebaker, J.W. (2008). Gender Differences in Language Use: an Analysis of 14.000 Text Samples. Discourse Processes, 45:211–236.
Pennebaker, J.W. (2011). The secret Life of Pronouns. What our Words say about Us. New York, NY.: Bloomsbury Press.
Pennebaker, J. W., Francis, M. E. & Booth, R. J. (2001). Linguistic Inquiry and Word Count – LIWC2001. Mahwah, N.J.: Erlbaum.
Pennebaker, J. W., Francis, M. E. & Booth, R. J. (2011). LIWC2007: Linguistic Inquiry and Word Count. Vers. 1.12. Austin, TX.: liwc net.
Pennebaker, J.W. & Chung, C.K. (2008). Computerized Text Analysis of Al-Qaeda Transcripts. In: K. Krippendorff & M. Bock (Eds.). A Content Analysis Reader (453-466). Thousand Oaks, CA: Sage.
Tausczik, Y.R. & Pennebaker, J.W. (2010). The psychological Meaning of Words: LIWC and computerized Text Analysis Methods. Journal of Language and Social Psychology, 29 (1): 24-54.
Wolf, M., Horn, A.B., Mehl, M.R., Haug, S., Pennebaker, J.W. & Kordy, H. (2008). Computergestützte quantitative Textanalyse. Äquivalenz und Robustheit der deutschen Version des Linguistic Inquiry and Word Count. Diagnostica, 54 (2): 85-98.